von trablu » Fr 15. Mai 2015, 15:15
Mit B.B. ist - nach Albert und Freddie - der letzte der drei "Kings of Blues" gegangen.
Und von den drei Bluesgitarristen, die Ende der sechziger als die einflussreichsten aller Zeiten galten - Jimi Hendrix, Eric Clapton und B.B. King (genau in dieser Reihenfolge!) - lebt auch nur noch einer.
King hat als Musiker der zweiten Generation, das sind die, deren Karriere in den vierzigern (!) begann, Clapton und Hendrix und allen weiteren Bluesgitarristen durch sein Spiel, seinen Ton und auch durch seinen Gesang den Weg geebnet. Und er war einer der alten Garde, die sich, als Blues eben nicht unbedingt "angesagt" war, nie hat verbiegen lassen.
Ich habe B.B. King drei Mal live gesehen. Die beiden Konzerte Anfang der neunziger in Hamburg gehören für mich mit zu den schlechtesten, auf denen ich je war.
Eine Begleitband, deren Bläsersoli ellenlang und einfallslos waren und penetrant im Vordergrund standen und ein Star, der sein Können nur andeutete. Marginale Soloeinlagen, die nur angedeutete Fingerübungen waren und nach 3 – 4 Tönen bzw. Tonfolgen abgebrochen wurden. Zugunsten langweiligster Redebeiträge, die witzig sein sollten (und es nicht waren) und überflüssigster Publikumsanimationen. Und dazu ein Publikum, das alles, aber auch wirklich alles, beklatschte und frenetisch abfeierte. Nach den „Witzen“ dann Gelächter bis kurz vor die Ohnmacht.
Und dann kam B.B. Kings Gastauftritt bei Clapton in in der Earls Court Arena in London. 1998 im Rahmen der PILGRIM-Tour beim zweiten Konzert im Zugabenteil.
Bonnie Raitt & Band eröffneten den Abend. 45 Minuten relaxter Bluesrock. Lässig und bis auf den Punkt gebracht.
EC – damals begleitet von Steve Gadd, Nathan East, Tim Carmon, Kenneth Crouch, Alan Darby und Andy Fairweather-Low sowie von Chyna, Charlean Hines und Katie Kissoon und von 12 Streichern mit Dirigent im Bühnenhintergrund - absolvierte im regulären Teil dann sein damaliges Standardprogramm ohne Überraschungen (wie heute auch). Auffällig war aber die ausgesprochen gute Laune aller Beteiligten auf der Bühne. Selbst EC kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Beste Stimmung allerseits.
Und mit dem Zugabenteil kamen dann die Gäste: Bonnie Raitt (die bei den Shows, die sie 1998 eröffnete, stets bei den Zugaben dabei war) und B.B. King.
Es gab 2 Instrumentaljams. 5 Gitarristen in einer Reihe, die, angeleitet von B.B. King, jeweils ca. 20 Minuten gemeinsam improvisierten und sich die Soli zuwarfen. Und Clapton mit Dackelblick und nur ehrfurchtsvoll zu King blickend mitten drin. Nur die Dame auf der Bühne kam nicht zum Zuge. Sie setzte einige Male an und wurde aber stets „weggebrettert“. Bis dann irgendwann Nathan East sie von hinten anschubste, so dass sie einige Schritte nach vorne machte und schließlich vor einem der Gesangsmikros stehen blieb.
„What can a red-haired girl can do in such a crowd of men? …” (sinngemäß). Claptons Gesicht erstarrte zur Salzsäule, seine Hände froren ein. Verschämter Blick zu B.B. King. Der regte sich künstlich auf, fing an zu lachen und animierte Raitt weiterzumachen. Da war dann auch Claptons Welt wieder in Ordnung. Und die Jam-Session ging weiter. Sie haben 40 Minuten zusammen gespielt.
Diese 40 Minuten waren und sind für mich auch heute noch unbezahlbar. Den absoluten Könnern ihres Stils bei derartig lässigem und perfekten musizieren zusehen zu dürfen ist für mich das größe überhaupt.
Mit B.B. Kings Tod ist die Welt ein Stück ärmer geworden.
trablu