Bob Dylan - Tempest

Gute Musik aus Blues, Rock und R&B
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trablu
Beiträge: 88
Registriert: Do 5. Jan 2012, 11:40

Bob Dylan - Tempest

Beitrag von trablu »

In der vergangenen Woche ist also mit TEMPEST Bob Dylans 35stes Studioalbum veröffentlicht worden. Das Album ist vorab in den relevanten Medien – u. a. im Mojo Magazine und im Rolling Stone (gemeint ist die US-Ausgabe) – wie seine Vorgänger schon mit den höchsten Vorschusslorbeeren bedacht worden, die eine Platte nur kriegen kann.

Ich kann solchen Jubelchören nichts abgewinnen. Wird hier gehypt, wie es wirklich eine sehr gute Platte ist oder weil der Künstler, den viele (so auch ich) für den größten Komponisten der modernen Musik halten, 10 neue Lieder veröffentlicht hat?

Dylans Einfluss auf die moderne Musik war in den sechziger Jahren immens. Er hat den Rap erfunden (SUBTERRANEAN HOMESICK BLUES), ein Lied komponiert, das in den US-Universitäten Studienstoff ist (DESOLATION ROW), den besten Song aller Zeiten geschrieben (LIKE A ROLLING STONE), das erste Doppelalbum der Rockgeschichte ver- öffentlicht (BLONDE ON BLONDE) und – mit den BASEMENT TAPES – unbewusst die illegalen Veröffentlichungen von Studio- und Liveaufnahmen angeschoben.

Und er ist – nach Hochs (in den Mittsiebzigern) und Tiefs (Mitt- bis Endachtziger) - auch 50 Jahre nach der Veröffentlichung seines Debutalbums noch da. Er veröffentlicht mehr oder minder regelmäßig Alben und ist einer der präsentesten Liveperformer überhaupt.

TEMPEST schließt nahtlos an seine Vorgängeralben LOVE AND THEFT (2001), MODERN TIMES (2006) und TOGETHER TROUGH LIFE (2009) an.
Mit LOVE AND THEFT ist Dylan – unter dem Synonym „Jack Frost“ - dazu übergegangen, sich selbst zu produzieren und vorrangig auch im Studio mit seiner Tourband zu arbeiten.

So wurde TEMPEST mit Tony Garnier (Bass und Kontrabass), George G. Receli (Schlagzeug), Donnie Herron (Steel Guitar, Banjo, Geige und Mandoline), Charlie Sexton (Gitarre), Stu Kimball (Gitarre) und – als Gast – David Hidalgo/Los Lobos (Gitarre, Akkordeon und Geige) eingespielt.
Dylan liefert den Gesang und spielt Gitarre und Klavier.
Weitere Informationen, wie z. B. Aufnahmedaten oder –orte, geschweige denn Songlyrics, liefert das einfache Klappcover der CD, wie auch bei seinen Vorgängern, nicht.

Die Musik ist – dank der Musiker und dank der perfekten Produktion (!) – wie aus einem Guss. Und Dylans Stimme klingt wie sie schon immer auf seinen Studioaufnahmen geklungen hat, von einer zeitweiligen, dezenten Heiserkeit, die der Musik und den Texten aber guttut, mal abgesehen.

Musikalisch wird das Album vom dylantypischen Blues/Boogie/Folk getragen, diesmal ergänzt um Anleihen an den britischen und irischen Folk. Textlich sind die Lieder, beginnend mit einem Trainsong der etwas anderen Art, über die Beschreibung eines Ortes, eine sehr eigene Version des Untergangs der Titanic bis hin zu einer sehr emotionalen Homage an John Lennon, das typische Dylan-Universum.

Die CD hat eine Spielzeit von 68 Minuten, das längste Stück ist der Titelsong mit einer Länge von knapp 14 Minuten – Dylans Version des Untergangs der Titanic in 45 Strophen.

TEMPEST erfordert Zeit. Wer die Muße hat und sich die Zeit nimmt, das Album konzentriert zu hören und dabei sowohl auf die Texte und die Musik sowie das Zusam-menspiel von beidem zu achten, wird bestens unterhalten.

trablu
Zuletzt geändert von trablu am Mo 24. Sep 2012, 20:10, insgesamt 1-mal geändert.
Jürgen Steinke
Beiträge: 59
Registriert: Fr 20. Jul 2012, 10:48

Re: Bob Dylan - Tempest

Beitrag von Jürgen Steinke »

Ja aber darf man auch sagen dass Bob mehr oder weniger seine Stimm verloren hat und zwar versucht, das Beste aus er Situation zu machen, was aber mehr schlecht als recht gelingt?
Jester
Beiträge: 580
Registriert: Do 5. Jan 2012, 10:05

Re: Bob Dylan - Tempest

Beitrag von Jester »

genau das wollte ich auch erwähnen. Stimmlich ist das Album eine Katastrophe. Textlich und Musikalisch ohne Frage toll.

Ich bin mir noch unsicher wie ich es für mich bewerten soll. Aufgrund der stimmlichen Probleme ist es, zumindest für mich,
unmöglich das Album in einem Stück zu hören.
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