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trablu
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Registriert: Do 5. Jan 2012, 11:40

Musik > Rückblick / Nachruf

Beitrag von trablu »

Ein Rückblick kann auch ein Nachruf auf eine Vergangenheit sein.

2022 war das Jahr der „Zeitenwende“- so Olaf Scholz, aktueller Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.
Ein kulturell interessierter Politiker, der – damals noch Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg – einen denkwürdigen Satz sagte:
„Ich möchte, dass jedes Kind in Hamburg ein Konzert in der Elbphilharmonie sieht“.

Ein Konzert in der Elbphilharmonie habe ich noch nicht gesehen. Ich bin ja auch kein Kind mehr. Und Etablissements, die mir eine Clubmitgliedschaft aufzwingen, ohne die ich keine Eintrittskarten zu bestimmten Konzerten kaufen darf, meide ich schon aus Prinzip.

Meine Zeitenwende ist die Erkenntnis, dass mich Konzertbesuche – von hoch- bis höchstpreisig - endgültig nicht mehr interessieren.
Eric Clapton und Bob Dylan habe ich bis zum Erbrechen gesehen. Und drei Konzerte der Rolling Stones reichen mir völlig aus. Dazu noch diverse andere – von Joan Baez bis zu Johnny Winter. Und nicht zu vergessen Konzerte wie Keith Richards einziges Konzert in Deutschland und der Auftritt von Tom Petty & The Heartbreakers, der vom WDR für den ROCKPALAST gefilmt wurde.
Es reicht also. Wobei natürlich Ausnahmen die Regel bestätigen können. Für ein Steeleye Span-Konzert in London hätte ich meine Eintrittskarte für Clapton in der Royal Albert Hall verkauft. Nur war Steeleye Span kurz vor oder kurz nach den Clapton-Konzerten. Und ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr in London.

Ab jetzt also digitale Hausmusik. Gut 2.000 + CD-Alben und rund 500 + Vinyl-LPs dürften reichen.
Wenn ich mit den CDs - jemals - durch bin, muss ein Plattenspieler her. Vielleicht auch früher. Schließlich habe ich das eine und andere, das nie digital veröffentlicht wurde. Zumindest nicht als Tonträger.
CDs können auch das Feeling von Konzerten haben. Wenn man sie mit Bedacht und Aufmerksamkeit hört. Also konzentriert über Kopfhörer. Und nicht ohrenbetäubend beim Staubsaugen. Oder als Stream über ein Telefon in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Und wenn es keine CDs mehr gibt, war es das dann.

Es gibt ja auch das Internet, das für mich, jetzt ergänzend zu Tonträgern, immer interessanter wird. YouTube und die Mediatheken. Faszinierend, was da so zu finden ist.

Und natürlich dieses Forum. Wobei der Reiz von clapton.de für mich mehr und mehr schwindet. Das hat natürlich vorrangig mit dem Namensgeber zu tun. Clapton hat seinen künstlerischen Zenit mehr als überschritten. Jetzt ist im Grunde nicht mehr Innovation, sondern nur noch Wiederholung angesagt. Es sollte mich überraschen, wenn da noch etwas neues spannendes kommt. Das Album CLAPTON vor über 10 Jahren wäre ein würdiger Abschluss einer großen Karriere gewesen.

„Cheffe“ oder gar „God“ nenne ich Clapton nicht. Wie es hier einige tun.
Schließlich nenne ich Springsteen auch nicht „Boss“. Und bezeichne mich auch nicht als „Fan“ (also Fanatiker im klassischen Sinn) von irgend jemandem. Künstlerinnen und Künstler sind auch nur Menschen, die durch ihr Talent oder durch entsprechendes strategisches Marketing zu der/dem geworden sind, die sie/er heute ist.
Direkt gesagt ist Kunst auch nur eine Art von Geschäft: Verkäufer und Kunde.

Der Besuch eines Clapton-Konzertes im Nippon Budokan in Tokio würde für mich unter den vom Veranstalter gestellten Bedingungen zum Kauf einer Eintrittskarte nie in Frage kommen:
Die Eintrittskarten können nur per Kreditkarte von Karteninhabern gekauft werden, deren Kreditkarte in Japan registriert ist.
Kunden außerhalb Japans sind vom Ticketerwerb ausgeschlossen.
Die besten Plätze dürften nach dem Vorabvorverkauf an die Premium- und an die regulären Clubmitglieder des Konzertveranstalters ausverkauft sein. Vielleicht haben ja auch schon die regulären Mitglieder das Nachsehen.
Die nicht privilegierten Mitglieder, die eindeutig die Mehrheit bilden, müssen sich dann mit einem Blick auf die Videoleinwände (sofern es die gibt) begnügen. Ein nicht grade kostengünstiges Fernsehen.
Oder brauchen ein Fernglas. Zum Clapton beobachten.

Damit schließt sich für mich der Kreis zur Elbphilharmonie in Hamburg, von der die Eintrittskarten für die Konzerte von Wynton Marsalis & The Jazz At The Lincoln Center Orchestra und von Chick Corea nur an den Kreis der Förderinnen und Förderer verkauft wurden.
Diese Konzerte hätte ich wirklich gern gesehen.
Gewiss, ich könnte eine Mitgliedschaft in diesem erlauchten Kreis der Kunstkennerinnen und Kunstkenner beantragen. Nur bin ich noch ein Freund des klassischen Vorverkaufs. First come, first serve.

Konzerte sind für mich Vergangenheit – mit der die Regel bestätigenden Ausnahme.

Musik werde ich immer hören. Sie ist mein „Lebenselixier“.
Meine Entspannung und meine Flucht aus der realen Welt.

In wieweit ich mich noch an diesem Forum beteiligen werde, wird sich zeigen.
Das Abfeiern eines Eric Clapton ist nicht mein Ding. In welcher Form auch immer.

trablu
slowhandbernd
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Re: Musik > Rückblick / Nachruf

Beitrag von slowhandbernd »

Bei Wynton Marsalis with Jazz at Lincoln Orchestra muß ich dir widersprechen.
Hab ganz normal über den Vorverkauf ein Ticket für 32,50 euro in der
Elphi bekommen.
Ebenso wie bei den anderen Konzerten (8 bisher) in der Elphi !

Viele Grüße aus dem Norden

Bernd
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