Kenny Wayne Shepherd ist ja eines der Paradebeispiele, wie konsequent ein junger Musiker, der als Flitzefinger des rockigen Blues völlig unbeschwert begann, zwischen den Rock- und Bluesstühlen sitzen kann.
Dabei lebt er mittlerweile seinen Rock-Strang im Projekt The Ride aus, während sein brandneues Studioalbum unter eigener Flagge eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des eigenen musikalischen Schaffens darstellt – übrigens erstaunlich staubfrei und bar jeglicher Langeweile.
Aber bei den Bluesfreunden hatte und hat er bezüglich der Akzeptanz einen schweren Stand, eine interessante Gemeinsamkeit mit Generationskollegen wie Joe Bonamassa, Aynsley Lister oder Jonny Lang. Bonamassa, Shepherd oder auch Lang haben in ihrer Vergangenheit (in ganz jungen Jahren) mehrfach mit Originalkoryphäen der (elektrischen) Bluesmusik gespielt, sind sozusagen erster Hand gefördert worden, erlauben sich aber längst eigene musikalische Wege, die wohl zumindest von Bluespuristen gerne argwöhnisch kommentiert werden.
Im verbliebenen Restquartett der Kenny Wayne Shepherd Band tummelten sich in der Worpsweder Music-Hall neben dem Hauptprotagonisten noch sein langjähriger Leadsänger Noah Hunt (seit 1998), Session-Bassist Tony Franklin, der auch mal in der 1980er-Jahre-Rocksupergroup The Firm firmierte und Chris "Whipper" Layton, seines Zeichens Schlagwerker von Double Trouble, Freunden des Stevie Ray Vaughan sicherlich nicht unbekannt.
Die Eindrücke des Konzerts fasst folgender Zeitungsartikel der Lokalpresse recht gut zusammen:
http://www.weser-kurier.de/region/oster ... 46183.html
Von meiner Seite aus bleiben nur noch kleine Ergänzungen.
Vermutlich dem Fehlen des Keyboarders geschuldet, gab es für meinen Geschmack recht wenig vom neuen Album, und wenn, war die Interpretation doch weit weg vom neuen Material und fügte sich nahtlos in das sonstige Programm ein, das doch enttäuschend inspirationslos „runtergeschrubbt“ wurde. Nichtsdestotrotz brillierte Kenny Wayne Shepherd des Öfteren an den Saiten, hart aber verbindlich im Ton, sauber, präzise und laut gespielt, ohne Mätzchen und mit dem nötigen Dreck unter den Fingernägeln, um nicht in den Verdacht der Sterilität zu geraten.
Das hat Klasse, aber zusätzliche Klangtupfer fehlten zumindest mir schmerzlich. Besonders am Anfang des Konzerts machte der Vortrag einen gehetzten, recht freudlosen Eindruck – die Songs wurden fast als Einheitsbrei rausgebrettert, feine Nuancen gab es erst später – allerdings letztlich wieder zu früh, denn das Konzert endete mit einer Nettospielzeit von 90 Minuten – ziemlich kurz für dieses Genre. Dabei war die letzte Zugabe sichtlich nicht geplant, aber das Kennerpublikum forderte zu Recht mehr ein und Chris „Whipper“ Layton, der als einziger so richtig „Bock“ zu haben schien, beorderte seine Kollegen zurück auf die Bühne.
So passte es letztlich zum Gesamteindruck, dass die Band sich zum Signieren nicht am Merchandising-Stand blicken, sondern die Sachen nach hinten in die Garderobe bringen ließ – befremdlich für eine Truppe, die in Germany noch nicht besonders viele Tonträger verkauft hat.
Für die Interessierten habe ich schlussendlich wieder ein paar Konzert-Shots (copyright Olaf Oetken):




















Rock on,
Olli