Ich war auch in München dabei und teile die Einschätzungen bisher.
Ich bin sicher nicht so sattelfest was Clapton angeht wie ihr hier, aber ich habe so gut wie alles, was er in den letzten Jahren an Live-Konzertfilmen herausgebracht hat zuhause und maße mir deshalb mal an, zwischen den gleichen Songs in unterschiedlichen Versionen einen Vergleich herstellen zu können
Jedenfalls, Clapton war göttlich in München, ich habe ihn auf keinem Video bisher so inspiriert solieren hören, viel Wah Wah und auch oft mal ein bisschen außerhalb seiner üblichen Licks, natürlich aber immer ganz klar als Clapton erkennbar. Toll! Auch die Band war einfach nur klasse, nicht dass ich was anderes erwartet hätte, ich "kenne" die meisten seiner Mitmusiker aus diversen Mitschnitten, aber ich fand sie wirklich eine Spur besser in München. Der Sound war ebenfalls top, insbesondere für eine akkustisch schwierige Halle wie die Olympiahalle. Nicht zu laut, nicht zu leise und vor Allem flexibel: für die Cream-Songs wurde die Lautstärke ordentlich raufgefahren, was insbesondere beim genialen Übergang von "I Shot The Sherrif" zu "White Room" als Effekt so richtig reingehauen hat.
Perfekter Abend also? Naja, die Formulierung ich hätte Clapton live gesehen, werde ich mir verkneifen, denn das habe ich nicht. Die Kameras und Screens haben zwar für die Dunkelheit beeindruckend gute Bilder gebracht, aber so sehe ich Clapton zuhause auch immer, nämlich über eine Leinwand/einen Bildschirm... Keiner verlangt, dass er 90 Minuten im Spot stehen muss, aber wenn er singt oder soliert finde ich schon, dass das Publikum einen Anspruch darauf hat, ihn auch zu sehen. Gerade bei einem Event, wo 98 Prozent der Leute ausschließlich wegen Clapton kommen und dafür einen verdammt hohen Preis zahlen. Ihn dann total auszusparen (es gab ja nicht mal von oben oder von hinten einen Spot auf ihn, der ihn wenigstens als Umriss abgesetzt hätte) ist, sorry, eine Frechheit und umso unverständlicher, wenn man wie ich das ganze Konzert die Traverse gesehen hat, an der die Scheinwerfer für die Beleuchtung von vorne befestigt gewesen wären.
Das Argument "Schwitzen" taugt dafür überhaupt nicht, das sind heute alles LED-Scheinwerfer, da wird nichts mehr warm...
Zum Technikproblem im Akkustik-Teil habe ich folgendes beizutragen: im Rig Rundown
https://www.youtube.com/watch?v=ZoAp0xmI8gw vom letzten Herbst wird erwähnt, dass Clapton seine Akkustikgitarre nicht wie sonst üblich mit einem eingebauten Tonabnehmer ausgestattet hat, der den Sound der Gitarre direkt abnimmt, sondern echte Mikrophone bevorzugt. Sprich, im Akkustik-Set wird die Bühnenlautstärke enorm gedrosselt und Clapton sitzt vor einem echten Mikrophon, welches die Gitarre abnimmt. Das hat, besonders in einer großen Halle, enome Risiken was Rückkopplungen, die das Mikrophon direkt aufnimmt. In München lag es scheinbar am Mikrophon für die Akkutik-Gitarre, welches ja auch ausgewechselt wurde.